Wurzelschäden an Rad- und Gehwegen sind eine bundesweite Herausforderung für Straßenbauer und -Verwaltungen, für die noch kein durchschlagendes Allheilmittel gefunden wurde. Allerdings gibt es immer mal wieder Lösungsansätze aus Industrie und Wissenschaft wie zum Beispiel neu entwickelte Materialien. Daher sind auch wir aus der ASV-Fachabteilung „Straßenerhaltung“ für verschiedene Methoden zur Behebung oder Prävention von Wurzelschäden an Radwegen offen und probieren unter anschließender Beobachtung verschiedene Materialien aus. Dabei stimmen wir uns engmaschig mit den Spezialistinnen und Spezialisten für Grünpflege des Umweltbetriebs Bremen (UBB) ab.
Wenn der bestehende Asphalt durch Baumwurzeln hochgedrückt wurde und / oder aufgebrochen ist, wird dieser in der Regel entfernt und ersetzt. In seltenen Fällen ist es – je nach Einschätzung des UBB – möglich, die Wurzeln vorsichtig zu kappen, ohne den betreffenden Baum zu beschädigen. Im Anschluss wird das entfernte Material ersetzt; nicht selten durch eine andere Variante. Manchmal entscheiden wir uns auch, abhängig von den örtlichen Bedingungen, für Aussparungen um den Baum, die mit Mineralgemisch gefüllt werden. In jüngerer Vergangenheit haben wir gerne einen Lösemittelfreien und somit umweltfreundlicheren Kaltasphalt eingesetzt, der ursprünglich für die Befüllung von Schlaglöchern auf Asphaltflächen entwickelt wurde. Dieser härtet über natürliche Bindemittel aus und ist teurer als Heißasphalt. Dafür werden keine Baumwurzeln durch Hitzeeinwirkung beschädigt und die Zeit zum Aushärten ist deutlich verkürzt (circa 20 Minuten). Aus Kostengründen setzen wir diesen Kaltasphalt jedoch nur kleinflächig ein. Ein nachhaltiges Allheilmittel in Sachen Baumwurzelschäden ist er indes nicht - Im Laufe der Jahre treiben die Baumwurzeln auch unter dem Kaltasphalt aus, so dass dieser hochgedrückt wird und die Flächen wieder überarbeitet werden müssen.
Bei meinem letzten Einsatz zur Behebung von Wurzelschäden waren wir in der Meininger Straße aktiv. Im Bereich des Gehwegs neben einem Privatgrundstück mit einer Birke waren durch deren Wurzeln Pflastersteine angehoben und bildeten potenzielle Stolperfallen für Passantinnen und Passanten. Hier haben wir ein weiteres, innovatives Material nach Entfernung der betroffenen Pflastersteine eingesetzt: ein 3-Komponenten-Werkstoff, der vor Ort aus Gummigranulat, Wasser und Harz angerührt und dann sofort eingesetzt wird. Diesen Bodenbelag kennen viele Menschen von Spielplätzen, wo er schon länger verwendet wird. Für unsere Zwecke befindet er sich allerdings noch in der Experimentierphase und wir haben festgestellt, dass wir ihn nicht für komplette Radwege benutzen können, da er großflächig eingesetzt nicht den Kehrmaschinen der Stadtreinigung standhält. Für unsere kleine Baumaßnahme in der Meininger Straße ist dieser Werkstoff grade wegen der unmittelbarer Nähe zum Baum ideal: Hier wurden die Wurzeln in Abstimmung mit der Besitzerin und dem UBB nicht gekappt. Allerdings ist das umweltverträgliche Material sehr wasserdurchlässig, was für die Birke optimal ist, aber feuchtigkeitsbeständig, so dass keine Inhaltsstoffe an das Grundwasser abgegeben werden.
Nachdem Mitarbeitende der in unserem Auftrag tätigen Firma Strathmann Bau GmbH das frisch angerührte Material in die zu füllende Lücke mit einer ungefähren Schichtstärke von 4 cm eingegossen haben, wird es von Hand mit der Kelle verteilt und angedrückt. Die Kante zu den Pflastersteinen wird zum Lückenschluss mit Bitumen vergossen. Die Aushärtung ist temperaturabhängig; heute (19.04.2023) dauert sie vermutlich einen Tag. Aus ersten Erfahrungen mit dem 3-Komponenten-Werkstoff erwarten wir langfristig, dass er bei weiterem Wurzelwachstum „mitarbeitet“, das heißt sich zwar wölben aber nicht durchbrechen wird. Auf die langfristige Wirkung bin ich gespannt und werde diese Stelle in der Meininger Straße besonders im Auge behalten.