Aufgeregt steht ein kleiner Junge an der Seite seines Vaters auf dem Bürgersteig und beobachtet das riesige Fahrzeug der AS Asphaltstraßensanierung GmbH aus Langwedel. Jeden Moment könnte es losfahren und frischen Fahrbahnbelag aufbringen - das möchte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Und auch ich als Neuling in Sachen Straßenbau kann mich der Faszination nicht erwehren. Dann setzt sich die so genannte Microbelagmaschine in Bewegung: Mittels der Verteilerbohle am hinteren Ende wird nun eine dünne Schicht kalter Asphalt im Bogen Stadtlander Straße – Nedderland aufgetragen. Nach circa 15 bis 20 Minuten kann die frisch sanierte Straßenhälfte bereits wieder für den Verkehr frei gegeben werden. Anders als bei konventionellem Asphalt muss bei dieser Methode (DSK = Dünne Asphaltdeckschichten in Kaltbauweise) niemand mit einer Walze die frische Schicht überfahren. Stattdessen sorgt der normale Pkw-Fluss dafür, dass die neue Deckschicht mit der Zeit glatter und verdichtet wird.
Diese Einzelheiten erläutert Herr Fischer, Bauleiter bei AS. Mein Kollege Herr Ripke ist ebenfalls vor Ort und begutachtet den sanierten Straßenzug. Herr Ripke arbeitet im ASV in der Fachabteilung 4 „Straßenerhaltung“. Die Abteilung hat Bremen in verschiedene Erhaltungsbezirke aufgeteilt. In jedem Erhaltungsbezirk sind täglich Kolleg:innen unterwegs, um die stadtbremischen Straßen auf ihren Zustand hin zu überprüfen. Ist die Verkehrssicherheit gefährdet, wird sofort abgesperrt und eine Straßenbaufirma zur Beseitigung der Schäden beauftragt. Verkehrssichere, aber dennoch ausbesserungsbedürftige Straßen werden systematisch pro Bezirk dann zwischen Mitte April bis Mitte Oktober / November erneuert. Straßenbau ist ein sehr wetterabhängiges Geschäft, daher ist es manchmal schwierig, konkrete Zeitfenster als Anrainerinformationen bekannt zu geben. Und verzögert sich eine Maßnahme, wirkt sich das in einem Dominoeffekt auf sämtliche weitere Sanierungen aus.
DSK kommt dabei häufig zum Einsatz, denn die Methode eignet sich gut für Fahrbahnen, bei denen die obere Bitumenschicht durch jahrelange Belastung ausgemergelt ist. Zudem ist das Material kostengünstig, im Vergleich zu anderen Sanierungsalternativen recht umweltfreundlich und weist eine Haltbarkeit von 10 – 15 Jahren auf. Kein Wunder also, dass DSK bei insbesondere nicht überaus wohlhabenden Kommunen zur beliebten Methode für die Straßenerhaltung avanciert ist. Umso mehr erstaunt mich der Hinweis von Herrn Fischer, dass die Urform (unter dem Namen Oberbachschlämme) dieser Methode bereits vor dem zweiten Weltkrieg entwickelt wurde, dann in Vergessenheit geriet bevor sie in den 70er Jahren zur heutigen DSK weiterentwickelt wurde und seitdem eine Renaissance erfährt – dennoch werde sie so gut wie nie im Rahmen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums vermittelt.
Mittlerweile ist die Microbelagmaschine mit ihrer Arbeit fertig und die erste Schicht Asphalt, der so genannte Profilausgleich, aufgetragen. Morgen Vormittag kommt dann die zweite, dickere Deckschicht ebenfalls per DSK hinzu. Dann werden die Stadtlander Straße wie das Nedderland für den Verkehr der kommenden Jahre gut gerüstet sein. Der kleine Junge redet noch aufgeregt auf seinen Vater ein, als beide den Heimweg antreten.
DSK Maßnahme in Oberneuland - die erste Schicht Asphalt wird aufgetragen
DSK Maßnahme Oberneuland - Verteilerbohle
DSK Maßnahme Oberneuland - die frische Schicht wird manuell bearbeitet