Seit 2015 existiert in Bremen das so genannte Querungshilfenprogramm, welches vom ASV sukzessive in Abstimmung mit dem Ressort der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung umgesetzt wird.
Mit einer Querungshilfe oder auch Querungsanlage soll die Passierbarkeit von Fahrbahnen für Fußgänger:innen erleichtert werden. Die Bandbreite von solchen Anlagen reicht von Mittelinseln, vorgezogenen Seitenräumen (breitere Gehwege) über FGÜ (Fußgängerüberweg = Zebrastreifen) oder Aufpflasterungen und LSA (Lichtsignalanlagen). In der Regel werden zusätzlich Bordsteine abgesenkt oder Blindenleitsysteme mittels Noppen- und Rippenplatten implementiert.
Meist werden die Wünsche aus den Bremer Ortsbeiräten in das Programm aufgenommen, zunächst wird allerdings im Vorfeld geprüft, ob überhaupt eine Querungsanlage an der genannten Stelle sinnvoll und falls ja, welche Maßnahme erforderlich ist. Entscheidungsgrundlage bilden dazu Zahlen aus aktuellen Verkehrserhebungen. Die Auswertung der Fußverkehrsströme und der PKW Anzahl in einem Zeitraum, geben im Zusammenspiel mit den städtebaulichen Randbedingungen vor, welche Art der Querungshilfe an einem Standort sinnvoll ist (siehe auch R-FGÜ 2001). Allerdings kann eine Querungshilfe auch bei niedrigen Belastungen und Geschwindigkeiten zweckmäßig sein, wenn regelmäßig mit besonders schutzbedürftigen Fußgängergruppen, wie zum Beispiel Kindern und / oder mobilitätseingeschränkten Menschen, zu rechnen ist.
Bereits während meines Studiums war ich als Werksstudent in der Abteilung „Entwurf und Neubau von Straßen“ des Amts für Straßen und Verkehr (ASV) in Bremen tätig und konnte so die verschiedenen Abläufe des Straßenbaus kennen lernen. Die Arbeit als Werksstudent im ASV hat mir nach meinem Abschluss zum Bauwirtschaftsingenieur den Einstieg in das Querungshilfenprogramm erleichtert.
Aktuell (Herbst 2023) testen wir eine besondere Pflasterung im Zusammenhang mit einer neu geschaffenen Querungshilfe in Bremen-Walle. An der Kreuzung Loxsteder Straße / Bremerhavener Straße haben wir die Fahrbahn verengt, Bordsteine abgesenkt sowie die Fahrbahn neu gepflastert. Die hierfür verwendeten Betonsteine wurden extra für diesen Zweck hergestellt: Das Aussehen und die Beschaffenheit der Betonsteine orientiert sich an dem vorhandenen Naturstein, um den Charakter der Straße nicht zu stark zu verändern. Allerdings sind die Steinoberflächen nicht so uneben wie bei Naturstein, dennoch aber im geringen Maße wellig, so dass Fußgänger:innen bei Regen und Glätte genügend Halt am Boden finden. Dies ist insbesondere für mobil eingeschränkte Personen wie zum Beispiel Senior:innen mit Rollator wichtig, insbesondere, da sich in der Nähe der neu geschaffenen Querungshilfe ein Altenheim befindet. Derzeit beobachten wir noch, wie sich diese neuartigen Betonsteine unter verschiedenen Wettereinflüssen verhalten. Sollte das Fazit hier positiv ausfallen, werden wir sie sicherlich noch an weiteren Stellen in Bremen einsetzen.