Wussten Sie schon? Asphalt ist nicht gleich Asphalt: Jede asphaltierte Straße besteht aus mehreren Schichten. Fast immer sind das die Tragschicht, die Binderschicht und die Deckschicht. Während die Deckschicht variieren kann (Beispiele hierfür sind Gussasphalt oder Asphaltbeton) bestehen Trag- und Binderschicht immer aus Walzasphalt. Prinzipiell besteht die Asphalttragschicht immer aus sehr grobkörnigem Material, die Binderschicht aus etwas feinerem und die Deckschicht aus sehr feinkörnigem Material. Die Schichten werden mit einer Bitumenemulsion besprüht, um besser aufeinander zu haften.
Am heutigen Dienstag, den 8. November 2022 saniert die in unserem Auftrag tätige Baufirma Stehnke unter meiner Aufsicht ein circa 1,8 Kilometer langes Teilstück des Kuhgrabenweges, genauer zwischen Am Lehester Deich und der Brücke über A27 mit Walzasphalt. Walzasphalt benötigt aufwändigere Vorarbeiten als die oft in der Straßenerhaltung angewendete DSK-Maßnahme*: Eine DSK-Schicht beträgt eine durchschnittliche Höhe von 1,5 cm, bei Walzasphalt sind es mindestens 3 cm, am heutigen Tag werden 6 cm eingebaut. Daher muss für Walzasphalt die alte Deckschicht für einen Höhenausgleich vorab abgefräst werden: Im Kuhgrabenweg reicht es allerdings, den alten Asphalt nur bei den Anschlüssen (einmündende Straßen) zu fräsen und im Nachgang den Seitenraum mit Rasenschotter anzupassen. Im städtischen Bereich muss der Asphalt in kompletter Länge gefräst werden da hier Rinnen und Borde die Höhen an den Seiten vorgeben.
Die Fräsarbeiten sind im Kuhgrabenweg einen Tag vorher erfolgt, so dass die Angestellten von Stehnke früh am Morgen mit den Arbeiten starten können. Die Sanierungsmaßnahme muss auch zwingend heute noch fertig werden, da Dienstag Ruhetag im anrainenden Gastronomiebetrieb ist und die Maßnahme nur unter Vollsperrung durchgeführt werden kann. Das bedeutet, dass heute ungefähr 1.500 Tonnen heißer Asphalt – das entspricht circa 56 Lkw-Ladungen – aufgebracht und dann zunächst durch den Fertiger vor- und dann per Walze endverdichtet werden. Da der Kuhgrabenweg gerne von Radfahrenden genutzt wird, haben wir mit entsprechendem zeitlichen Abstand vor dem Sanierungsstart ankündigende Schilder und heute noch ergänzend den Hinweis „Achtung! Heißer Asphalt“ in unmittelbarer Umgebung aufgestellt.
Spannend ist der Moment, wenn der Lkw mit dem heißen Asphalt am Fertiger andockt, was heute noch einige Male erfolgen wird. Der circa 180 Grad Celsius heiße Asphalt kommt nämlich in Spezialfahrzeugen mit Thermomulden, die im Prinzip ähnlich wie Isolierkannen funktionieren zum Kuhgrabenweg. Obenauf hat der Lkw eine Thermoplane, damit das Material während des Transports nicht auskühlt. Am Fertiger angekommen, wird das Material dort hinein per Kippung eingebracht; im Anschluss wird der angedockte LKW dann vom Fertiger peu à peu weiter nach vorne geschoben, während der heiße Asphalt hinter dem Fertiger aufgebracht und von der Rüttelbohle (befindet sich hinten am Fertiger) vorverfestigt wird. Zum Schluss kommt dann die große Walze beziehungsweise eine Kleinere für die Ecken und Ränder zum Einsatz. Der Fertiger bestimmt also das Einbautempo.
Da heutige günstige Wetterbedingungen herrschen (nicht zu kalt und trocken), ist davon auszugehen, dass die neue Deckschicht in ungefähr 9 Stunden vollständig ausgehärtet sein wird und damit der Kuhgrabenweg allen Verkehrsteilnehmenden wieder zur Verfügung steht.
* DSK steht für "Dünne Asphaltdeckschicht im Kaltverfahren". Das Besondere daran ist wie der Name schon vermuten lässt: Der Asphalt wird nicht erhitzt, sondern bei normaler Temperatur aufgetragen. Ein Vorteil ist, dass dafür kein alter Asphalt abgefräst werden muss und die Straße bereits nach 30 Minuten wieder befahren werden kann. Allerdings gibt es bestimmte Voraussetzungen: Der Untergrund muss in Ordnung sein und darf keine Versackungen auweisen. Und das Verfahren kann nicht als Ersatz einer grundhaften Erneuerung angewendet werden. Vielmehr wirkt es quasi kosmetisch: Auf eine alte Straße - die alt bleibt - kommt eine dünne neue Schicht, die die Deckschicht vor eindringender Feuchtigkeit schützt, bis diese langfristig gesehen durch eine neue Deckschicht – so zum Beispiel Walzasphalt – ersetzt wird. Mehr Informationen zu DSK finden Sie hier.