Wie eigentlich jedes Jahr um die Zeit war auch im Dezember 2023 die Borgfelder Landstraße, zwischen dem Erbrichterweg und der Straße Am Großen Moordamm, beziehungsweise deren Gehwege überflutet. Da es aus Verkehrssicherheitsgründen für Fußgänger:innen nicht zumutbar ist, auf die Fahrbahn auszuweichen und diese gemeinsam mit den Pkw zu nutzen, sperren wir die Borgfelder Landstraße bei Hochwasserlage.
Daher hatte ich mein Diensthandy zwischen den Jahren ständig im Blick, um den Wunsch des Ortsamts nach rascher Aufhebung der Sperrung sobald sich die Lage entspannt, nachkommen zu können. Normalerweise befinden sich nämlich bis auf einen Kollegen, der für etwaige Notfälle als Ansprechpartner auf unserem Betriebshof in der Grazer Straße für ein paar Stunden täglich zur Verfügung steht, die Mitarbeiter:innen des ASV im Urlaub. Die Hoffnung, die Borgfelder Landstraße bald wieder für den Verkehr öffnen zu können, zerschlug sich bald: Nachdem sich die Hochwasserlage zunächst leicht entspannte, kehrte das Wasser bald umso heftiger zurück.
In der Nacht vom 26. auf den 27.12.2023 wurde es richtig schlimm, betroffen waren vor allem die Straßen:
in Borgfeld und Timmersloh.
Am Morgen des 27.12.2023 erfolgte angesichts der Überschwemmungen eine Notabsprache zwischen Polizei, Feuerwehr, Deichverband, ASV und weiteren Beteiligten vor Ort in Timmersloh. Währenddessen wurde entschieden, wo genau Absperrungen durch Anordnungen der Polizei erfolgen sollen. Wir haben den Kontakt zu einer unserer Jahresvertragspartner vermittelt, die dann die konkreten Verkehrssicherungen aufgestellt haben.
Im Anschluss kam es durch zwei aufeinanderfolgende Zufälle dazu, dass unser Betriebshof Sandsäcke für Privathaushalte als Schutz vor Hochwasser zur Verfügung stellen konnte.
Zufall Nr. 1:
Nach der Notabsprache fuhr ich zum Ortsamt in Borgfeld, um mit dem dort tätigen Polizeibeamten Herrn Eichhorn Details zum weiteren Vorgehen abzustimmen. Dort wurde ich Zeuge einer Bürgeranfrage nach Sandsäcken für Privathaushalte. Wie ich Herrn Eichhorn mitteilte waren Sand und Schaufeln auf dem ASV-Betriebshof vorhanden – leere Säcke allerdings nicht.
Zufall Nr. 2:
Wieder zurück auf dem Betriebshof telefonierte ich erneut mit Herrn Eichhorn zum Thema. Dieses Gespräch bekam ein Techniker der Firma Heitmann mit, der anwesend war, um Maschinen zu reparieren. Dieser kannte jemanden aus Stuhr-Brinkum, der leere Säcke zur Verfügung stellen konnte.
Kurz darauf wurden circa 4.000 Säcke gestiftet und 2 Mitarbeiter von Firma Heitmann kamen noch am selben Tag (27.12.) und begannen mit der Befüllung.
Am 28./29. und 30.12. fanden sich viele freiwillige Helfer:innen zum Befüllen der Sandsäcke ein, die dann von Bürger:innen vom Betriebshof in der Grazer Straße abgeholt werden konnten. Die Nachricht verteilte sich teils per Mundpropaganda, aber ich habe auch Radio Bremen angerufen und so einen entsprechenden Hinweis im Hörfunk platzieren können.
Jeden Tag war jemand vom Betriebshofteam für ein paar Stunden anwesend, um die Abholung der Sandsäcke sicherzustellen. Darüber hinaus lagen aber auch Sandsäcke außerhalb des Geländezauns und standen so zum Wegnehmen zur Verfügung – quasi to go.
Silvester war die Nachfrage nach den Säcken allerdings bereits gesunken. Seitdem heißt es für uns, abwarten, bis das Wasser zurückgeht (bis dato, auch wegen Frost), dann folgt die Begutachtung der entstandenen Schäden.
Zwar bin ich bereits seit 1990 im ASV und seit 1997 im Bezirk 43 als Bauaufseher tätig und habe dadurch die Hochwasserlagen 2002 und 2006 miterlebt, aber bislang waren die Überschwemmungen nicht so weitreichend und langanhaltend.
An dieser Stelle möchte ich nochmal ausdrücklich allen Beteiligten für diesen Sondereinsatz sowie unserer Abteilungsleitung 4 und ihrem Vertreter danken!