Als neue Mitarbeiterin im ASV freue ich mich, als erstes Projekt die Kompensationsmaßnahme am Kreuzdeich in Borgfeld fachlich begleiten zu dürfen. Im engen Schulterschluss mit der Hanseatischen Naturentwicklung GmbH (haneg) setzt das ASV eines der größten Ausgleichsprojekte im Raum Bremen um.
Bis Ende 2022 soll ein Areal von rund zwanzig Hektar in eine Überschwemmungslandschaft umgestaltet werden: Wo vor kurzem noch Grünlandflächen waren, können sich dann seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln. Ende 2022 wird die Anpflanzung eines circa fünf Hektar großen Waldstückes das Gebiet im Osten abgrenzen.
Auch für Menschen sind Erholungsmöglichkeiten vorgesehen. So soll die Überschwemmungsfläche dank eines zusätzlich angelegten Weges komplett umwandert werden können. Neben dem bereits vorhandenen Rastplatz auf dem Deich wird ein Aussichtshügel inklusive Sitzgelegenheiten neu angelegt und zum Verweilen einladen. Von dort aus lässt sich dann das rege Treiben der Wasservögel beobachten.
Warum sind Kompensationsmaßnahmen notwendig?
Auf diese Weise soll die großflächige Versiegelung und weitere Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft bei Projekten wie in diesem Fall den Baugebieten Borgfeld-Ost und -West ausgeglichen werden, den Bau eines Teilstücks der Autobahn 281, den Ersatzbau der Wümmebrücke, die Anbindung der Ortsentlastungsstraße Lilienthal sowie den Bau der Straßenbahnlinie 4 bis zum Falkenberger Kreuz.
Ausgleichsmaßnahmen sind gesetzlich vorgeschrieben. Die rechtliche Grundlage ist das Bundesnaturschutzgesetz mit entsprechenden Ausarbeitungen in den Ländern.
Was passiert aktuell (August 2021)?
Zur Zeit wird unter anderem die Tiefenwasserzone innerhalb des künftigen Polders angelegt sowie mit der Herstellung der Polderverwallung begonnen. Ein Polder ist ein eingedeichtes niedrig gelegenes Gelände in der Nähe von Gewässern. Durch die Anlage des Polders entfallen Entwässerungsgräben. Zur Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers außerhalb des Polders werden neue Gräben, teilweise mit Aufweitungen, hergestellt.
Zudem wird der Borgfelder Deich für den Einbau eines Einlassbauwerkes zur Wümme geöffnet und im Anschluss in einen hochwassersicheren Zustand zurückgeführt. Genauer gesagt wird ein 30 Meter langes Stahlrohr in den Deich verlegt, welches nach Fertigstellung bereits in den Wintermonaten 2021 Wümme-Wasser in das Areal einleiten und so Bereiche mit unterschiedlich hohen Wasserständen schaffen wird. Gesteuert wird dies über ein Einlass- und ein Auslassbauwerk.
Aufgrund der Bauarbeiten muss der Kreuzdeich bis zum 03.09.21 für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.
Ich bin schon sehr auf die Fertigstellung dieser Baumaßnahme gespannt und kann allen empfehlen, das neu geschaffene Refugium selbst einmal in Augenschein zu nehmen.