Zwar gehöre ich bereits seit 1988 zum Kollegium des Amts für Straßen und Verkehr, doch erst seit circa sechs Monaten bin ich als Straßenkontrolleur im Erhaltungsbezirk 8 (Findorff) tätig. Dies ist der kleinste der Bremer Erhaltungsbezirke und umfasst circa 200 Straßen. Es werden täglich zwischen montags bis freitags in einem vorgegebenen Rhythmus die Haupt- und Nebenstraßen je nach Verkehrslast auf ihren Zustand hin überprüft.
Da dem ASV als Straßenbaulastträger die Verkehrssicherungspflicht obliegt, betrachte ich die Straßen im Erhaltungsbezirk während meiner Arbeitszeit als „meine“ und nehme die Verantwortung für ihren Erhalt gerne wahr. Das bedeutet, dass ich per E-Bike die zu kontrollierenden Straßen jeweils in beide Fahrtrichtungen in langsamen Tempo abfahre und dabei - oder auch fußläufig - gleichermaßen Fahrbahn, Fuß- und Radweg sowie die seitlichen Entwässerungsrinnen samt Rostenkästen (Gullys) in Augenschein nehme. Auch den Zustand von Markierungen und des Mobiliars / Objekte (unter anderem Schilder, Poller, Ampeln) wird betrachtet und eingeschätzt. Entscheidungskriterium ist stets der Grad der Verkehrsgefährdung, zum Beispiel aufgrund von Behinderungen im so genannten Lichtraumprofil durch Straßenbegleitgrün oder schiefe Poller.
Am heutigen Morgen erhielten wir einen Hinweis durch einen aufmerksamen Bürger, der uns per Online-Formular einen Schaden gemeldet hat. Ich bin zur angegebenen Straße gefahren und vor Ort festgestellt, dass hier eine Verkehrsgefährdung vorliegt und eine Notmaßnahme eingeleitet werden muss. Das bedeutet, dass die Schadstelle sofort abgesichert und zeitnah ausgebessert wird.
Später am selben Tag war routinemäßig die Theodor-Heuss-Allee zu überprüfen. Hier sind mir zwei Stolperfallen aufgefallen, die für Fußgänger:innen nachteilig sein könnten. Wie auch den akuten Schaden von heute Morgen habe ich diese Stellen mittels eines kleinen, mobilen Computers, dem so genannten VIA MOBIL-Gerät erfasst. Dieser ähnelt einem Handy, arbeitet mit der Software VIA VIS und ist mit dem IT-Netzwerk des ASV verbunden. So kann ich jeden Schaden detailliert erfassen - ich mache ein Foto, gebe den exakten Standort an und klassifiziere den Schaden per Menüauswahl als beispielsweise „Pflastersteine“ und „Gehweg“ – und später im Büro, das heißt im Anschluss an meine Kontrolltour kann ich sie sichten, als auch die Ausbesserungen bei unseren Vertragsfirmen in Auftrag geben.
Sollte ich Rückfragen zur Software VIA VIS haben oder es zu technischen Problemen kommen, steht mir meine Kollegin Frau Sögüt mit Rat und Tat zur Seite.
Bei einer späteren Kontrolle werde ich übrigens auch überprüfen, ob und wie die von mir beauftragten Ausbesserungen erfolgt sind. Herausfordernd bei meiner Arbeit ist die ständige Abwägung angesichts des bestehenden Sanierungsstaus und der knapp bemessenen Haushaltsmittel. Daher sind kleine „Schönheitsreparaturen“ wie zum Beispiel mit Aufklebern versehende Straßenschilder so lange zurückzustellen, als sie noch gut erkennbar sind. Da ich vor der jetzigen Position viele Jahre auf der Autobahnmeisterei gearbeitet habe, bin ich in dieser Hinsicht vielleicht etwas verwöhnt, denn die Bundesmittel waren üppiger. Allerdings genieße ich im Vergleich dazu die tägliche Bewegung an der frischen Luft im stadtbremischen Straßennetz.
Weitere Informationen: Übersicht zu den Straßenerhaltungsbezirken (pdf, 8.8 MB)